Dienstag, 20. März 2018

Hinweis, Tipp, Rat, Vorschlag ... oder so

Allzu gern lese ich ja die Reden unseres Bundespräsidenten.
Also, wer die schrieb: Chapeau!!!


Besonders schön sind immer die Passagen, in denen sich die Kluft zwischen Politiker und Volk öffnet. Mitunter empfindet man Vorwürfe, man erkennt Vorhaltungen - aber kaum irgendwelche Einsichten.

Wie ein Landesvater, der belehrt - aber nichts mehr lernen will.



Die Menschen interessieren sich nicht mehr für Politik.

Ach!


Sie lesen keine Zeitungen mehr ...

Ach!


Sie nehmen nur das für bare Münze, was im Internet steht.

Ach!



Warum wohl???!!!


Sich mal darüber paar Gedanken gemacht?



In der letzten Rede in Mainz sprach unser Bundespräsident wunderbare Worte zur Demokratie.


HIER


Von dem was passiert, wenn Bürger Demokratie haben wollen ...


Eine herrliche Passage:


"Als sendungsbewusste Minderheit fühlten sie sich im Recht, der Mehrheit im Namen der "ewigen Vernunftgesetze"ihre Wahrheit aufzuzwingen, und ihr Demokratieversuch trug erste Züge dessen, was man später eine Tugenddiktatur genannt hat."


Mal unter anderem Gesichtspunkt in die heutige Zeit gebracht: Hat was!


Und besonders schön - wohl zum Selbstschutz:


"Es gibt jedenfalls heute einige, die Parlamente – wie diesen Landtag oder andere demokratische Institutionen – gar nicht mehr als Orte für politische Lösungen ansehen wollen. Manche haben sich sogar angewöhnt, an eine "Welt ohne Politik zu glauben", wie der Rechtsphilosoph Christoph Möllers geschrieben hat – oder zumindest an eine Welt, "in der Politik ihnen weder etwas nehmen noch geben kann."
Aber eine Welt ohne Politik ist keine bessere Welt. Sie ist eine gefährliche Illusion. Wie sollen wir die vielfältigen Interessen in unserer pluralen Gesellschaft friedlich zum Ausgleich bringen, wenn es nicht auch in Zukunft Menschen gibt, die sich den Mühen des repräsentativen Prozesses aussetzen, die das zähe Ringen am Verhandlungstisch nicht scheuen und bereit sind, Kompromisse einzugehen?"

Und damit der Weg geebnet wird:


"Wie sollen wir gute Lösungen für die großen Probleme unserer Zeit finden, wenn wir nicht auch junge Frauen und Männer unterschiedlicher Herkunft dafür gewinnen können, ein Mandat zu übernehmen, sich der öffentlichen Kritik auszusetzen und politischen Wahlen zu stellen?"

"
Ohne den Einsatz der Gewählten, ohne ihr Verantwortungsbewusstsein könnten wir diese historische Herausforderung nicht meistern und Zuwanderung in der Zukunft nicht gestalten."


Es läuft also: Weiter so!


Und beschwichtigend - muss man sich mal richtig zu Gemüte führen:


" Es gibt in einigen Fällen aber auch Einschüchterung und Gewalt durch Flüchtlinge. Es gibt Konflikte und Reibungen, von der kleinen Rücksichtslosigkeit bis zur Prügelei. Ich finde, wer die alltäglichen Probleme der Integration auf Schulhöfen oder im Wohnviertel benennt und die Durchsetzung von Ordnung fordert, der sollte nicht öffentlich diffamiert werden."


Einige Fälle - Einzelfälle also.

Konflikte und Reibungen.

Rücksichtslosigkeiten ... schon klar.

Alltägliche Probleme - gut erkannt!!!


Aber davon abgesehen, wahrscheinlich ist man als Scheuenklappen-Politiker  darauf bedacht,
die Morde, Überfalle und Vergewaltigungen nicht speziell anzusprechen ... wahrscheinlich sind damit die "alltäglichen Probleme" gemeint??? Hhmm...



Das alltägliche Problem sitzt gerade auf des Messers Schneide, Herr Bundespräsident.
Und wenn hier nicht endlich ein Problemlösungsprozess stattfindet,
kommt es sicher zum offenen Kampf.
Und aufgrund Ihrer Verharmlosung haben dann auch Sie Ihren Beitrag geleistet.
Ich glaube nicht, dass sich die Bürger dieses Staates noch lange den
"Konflikten und Reibungen, den kleinen Rücksichtslosigkeiten und Prügeleien"
zu deutsch den Menschen verachtenden Gewalttaten aussetzen wollen!





Diese Passage (wohl mit Hintergrund des NetzDG) ist besonders schön zu lesen:


" Freie Kritik und Satire sind in der Demokratie unverzichtbar, aber die Banalisierung und Klamaukisierung von Politik, vor allem der Einzug von Hass und Verachtung in den politischen Diskurs – sie machen mir Sorgen, und ich halte sie für genauso gefährlich wie die Flucht aus der Politik. Natürlich, die Inhalte der Politik sind komplex, vielleicht komplexer denn je, aber das darf kein Grund sein, Politik und politische Berichterstattung auf Partei-Taktik, Egotrips und markige Auftritte, auf "Daumen hoch" oder "Daumen runter" zu reduzieren."


Freie Kritik ist unverzichtbar.

Sehr spannend.

Aber mehr als "Daumen hoch" und "Daumen runter" wird ja per NetzDG gar nicht mehr gewollt ... ???

Denken des Volkes schadet der Gesundheit der Politiker - oder wie jetzt?


Dieses " der Einzug von Hass und Verachtung in den politischen Diskurs" gibt es ja erst so richtig, seit es die AfD im Bundestag gibt. Und der Hass und die Verachtung geht nicht mal von der AfD aus. Wenn man so Reden der Politiker sieht und hört - mitunter kann man sich da fremdschämen.
Diese persönlichen Angriffe. Rassist. Nazi. Das gehört sich einfach nicht.

Man kann doch jemanden höflich sagen, was man von ihm hält. Ohne "Kraftausdrücke".

Politiker sind das Vorzeigeschild eines Staates - und sehe ich diese Leute da, wie sie sich voll Hass gegeneinander unflätig betiteln - da kann man sich nur noch schämen für das, was das Volk angeblich gewählt hat ... Die haben doch nur mit sich zu tun. Die sechs Monate ohne Regierung haben doch gezeigt: Es geht auch ohne!!! *sfg* Nee, wir hatten ja eine parlamentarische, die glücklicherweise nichts wirklich machen konnte.


Ich freue mich schon auf die nächste Rede.



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